Du denkst Du hast die Kontrolle über Deine Gedanken und Gefühle?
Es erscheint Dir logisch zu sein, denn es fühlt sich so an: Die Steuerzentrale ist das Gehirn und wir sind bewusst denkende und fühlende Individuen, die freie Entscheidungen treffen können.
Ja, bis zu einem gewissen Ausmaß stimmt das auch. Aber überlege mal genauer, jeder Gedanke, jedes Gefühl basiert auf einem Impuls. Darauf basierend kannst Du entscheiden, ob Du den Gedanken zu Ende denken möchtest oder das Gefühl vertiefen und fühlen oder wegschieben möchtest. Doch was ist jetzt mit diesen Impulsen?
Unser Körper ist ein sehr komplexes System, in dem viele verschiedene Faktoren miteinander interagieren und unsere Stimmung, unser Verhalten und unsere Emotionen beeinflussen. Einen beträchtlichen Einfluss haben unsere Hormone, sie werden von verschiedenen Drüsen und Organen im Körper produziert und regulieren die verschiedensten Körperfunktionen.
Sie geben Befehle an die jeweiligen Zielzellen, an deren Rezeptoren sie andocken. Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ist die Schaltzentrale der Hormone, überprüft ständig Überschüsse und Mängel und reguliert deren Produktion. Auch in der Zirbeldrüse, der Schilddrüse, der Nebenniere, in Keimdrüsen wie Eierstöcken oder Hoden und in der Bauchspeicheldrüse werden Hormone produziert. Unser Körper ist quasi voll mit Drüsen und Hormonen, sie haben ganz unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen und leisten täglich emsig ihre Arbeit. Manche Hormone sind uns sehr bekannt, wie die blutzuckersenke Wirkung des in der Bauchspeicheldrüse gebildeten Hormons Insulin oder das Glückshormon Serotonin.
Wir sehen schon jetzt:
Hormone steuern unseren Körper, in gewissem Maße unser Leben. Sie greifen mit ihren „Botschaften“ so stark in das ein, was wir fühlen und denken, wie wir uns verhalten und was wir uns wünschen, dass ein Blick hinter die Kulissen hormongesteuerter Wahrnehmung durchaus aufschlussreich sein kann.
Hormone haben einen Einfluss darauf, welche Art von Impulsen an Gefühlen/Gedanken wir bekommen und vielleicht auch wie intensiv diese sind.
Also lehn Dich zurück, entspann Dich (das ist gut für Deine Hormonbalance;-) ) und ich werde Dir anhand einiger interessanter Beispiele zeigen, wie wie unerwartet und nachdrücklich die Beeinflussung sein kann…
1 Kläranlagen, Östrogene und Vogelgesang
Ein Team von Forschern untersuchte vor einigen Jahren das Verhalten von Vögeln, die sich von Kleinstlebewesen aus Kläranlagen ernährten. Das Wasser in Klärganlagen ist nicht das feinste, das ist klar, aber vor allen Dingen ist es proppevoll mit Hormonen. Es wandern eine Menge Hormone aus der Antibabypille, hormonähnlich wirkende Weichmacher bzw. Härter der Kunststoffindustrie und viele mehr in das Wasser und von dort in alles was im Wasser lebt.
Die hormonell beeinflussten Tiere hatten einen Östrogenüberschuss zu verzeichnen und ihr Gesang wurde ausgedehnter, lauter und hingebungsvoller. Man könnte sagen feierlich und gefühlvoll! Doch die Freude währte nicht lange: Das Immunsystem dieser Vögel war beeinträchtigt und angegriffen worden. Die Tiere erkrankten schneller als ihre ausbalancierten Artgenossen.
2 Kleine Pille und große Folgen
Seit über 50 Jahren gehört die Antibabypille zu den meist verwendeten Methoden der Schwangerschaftsverhütung. Sie wurde als Befreiung der weiblichen Sexualität gefeiert und ermöglichte vielen Frauen eine selbstbestimmte Empfängnisverhütung. Allerdings kämpfen Frauen auch schon genauso lange mit den unangenehmen oder sogar gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen, über die sie häufig im Vorhinein nicht aufgeklärt wurden.
Im normalen hormonellen Zyklus der Frau, die keine Pille nimmt, wird zum Zeitpunkt des Eisprungs sehr viel Östrogen freigesetzt. Durch Östrogen werden die Haut und die Haare schöner und wie einige Studien schon nachgewiesen haben, werden Frauen in dieser Zeit von Männern als attraktiver wahrgenommen werden. Die Pille unterdrückt diesen Zyklus.
Aber natürlich passiert auch im Körper viel: Die Pille erhöht den Nährstoffbedarf der Frau signifikant, der Verbrauch an Antioxidantien erhöht sich, es fehlt unter dem Einfluss der Pille an B-Vitaminen, Vitamin C, Zink und Magnesium. Auch der Eisen-, Selen- und Vitamin D-Spiegel kann gesenkt sein. Es wird mehr Jod benötigt, da der Körper deutlich mehr Schilddrüsenhormone produziert muss, um das hormonelle Gleichgewicht zu halten. Beachtet man den Jodspiegel nicht, kann das zu Schilddrüsenunterfunktion führen.
Unglaubliche Zahlen: 70 Prozent der Frauen, die die Pille nehmen, werden so depressiv, dass sie dazu Psychopharmaka nehmen. Unter den ganz jungen Frauen von 13 bis 17 liegt die Zahl der Depressiven sogar um 120 Prozent höher.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 ist dieses Selbstmordrisiko stellenweise so erhöht, dass das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Winter 2018 beschloss, dass dieser Punkt als mögliche Nebenwirkung auf den Beipackzettel mit aufzunehmen sei. Die Dauer der Einnahme ist hierbei unerheblich – Nebenwirkungen der Pille können sogar erst nach Jahren auftreten.
‚Kleine Pille, große Folgen: Was dir keiner über die Antibabypille erzählt‘ , ist das Buch aus dem ich einige dieser Informationen habe, Isabel Morelli schafft Klarheit – das Buch ist empfehlenswert, falls Du Dich mehr mit dem Thema beschäftigen möchtest.
3 Parallele Zyklen und Duft
Es ist vermutlich jedem von uns bekannt, dass Duftstoffe – sogennate Pheromone- eine Auswirkung auf unsere Sinne und unser Verhalten haben können.
Doch es ist erstaunlich, dass der Duft, den Frauen unter ihren Achseln absondern, auf die Geschlechtshormone anderer Frauen starke Wirkung haben und in die Regelmäßigkeit von deren Menstruationszyklen eingreifen können. Das gipfelt darin, dass Frauen, die für eine längere Zeit in derselben Wohnung leben, wechselseitig in die Menstruationszyklen ihrer Mitbewohnerinnen eingreifen können und – wie es früher bei Naturvölkern die Norm war – ihre Menstruation häufig gemeinsam haben.
Scheinbar können unser Körper und unsere Hormone auf subtile Weise miteinander kommunizieren und interagieren. Der Duft, den Frauen unter ihren Achseln absondern, löst eine Art pheromonaler Kommunikation aus. Die Körperchemie beeinflusst also nicht nur das Verhalten, sondern auch die Interaktionen und Beziehungen zwischen Menschen.
Der Zyklus einer Frau ist immerhin nichts nebensächliches, er ist maßgebend und lebensbeeinflussend. Die Auswirkungen von Körpergeruch und Pheromonen auf unsere Gesundheit und unser Verhalten sind noch nicht wirklich erforscht. Doch es ist klar, dass unser Geruchssinn und unsere Hormone enger miteinander verbunden sind, als wir vielleicht denken.
3 Männer, Speichel, das Taille-Hüfte-Verhältnis und die Suche Östrogen
Während Frauen und ihre Hormonschwankungen ja immer mal wieder ein (für uns Frauen häufig recht unerfreuliches) Thema sind, werden Männer in einem anderen Kontext erwähnt.
„Dieser Typ ist ja total hormongesteuert!“. Ja, das ist der wohl, denn wir sind es alle!
Bei dem einen Mann ist es offensichtlich, der andere weiß es durch gute Manieren oder unsicheres Auftreten zu kaschieren.
In Versuchen fand man heraus, dass schon ein Gespräch mit einer schönen Frau auf der körperlichen Ebene eine gewisse Bereitschaft für mehr hervorruft. Im Speichel junger Männer ist bereits nach kurzer Zeit vermehrt Testosteron nachzuweisen und die Botenstoffe des Gehirns schütten Glückshormone wie Serotonin und Dopamin aus – Mann fühlt sich beflügelt.
Unbewusst reagiert er auf Attraktivität. Die Attraktivität folgt bei den meisten dem gleichen Schema – ein Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,7 zieht Männer magisch an.
Warum? Weil dieses Verhältnis auf viel Östrogen schließen lässt. All das passiert natürlich unbewusst ! Für viele Männer kann die Figur ruhig kurvig sein, solange die schmale Taille gewahrt ist.
Testosteron gehört zur Gruppe der Androgene und ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Es ist am Ende das Testosteron, das Männer männlich wirken lässt, ihnen einen schönen muskulösen Körper ohne Bauchfett beschert und im Übermaße mit Nachteilen wie aggressiverem Verhalten verbunden ist. Das Verlangen wird bei beiden Geschlechtern durch Testosteron gesteuert und ist auch für Frauen wichtig. Wer dazu gerne mehr erfahren würde:
DEN TESTOSTERONSPIEGEL AUF NATÜRLICHEM WEGE STEIGERN?
4 Männer und Frauen ticken anders
Ist ja nichts neues. Aber immer wieder unterhaltsam: die ewige Frage der Geschlechter. Was unterscheidet und Frauen von Männern? Schauen wir mal ob Stereotype tatsächlich biologisch begründbar sind.
Sind Frauen sensibler als Männer und warum?
25 Frauen und 21 Männern wurden verschiedene Bilder gezeigt, und sie wurden gebeten, ihre Emotionen zu beschreiben, während ihre Gehirnaktivität mittels Magnetresonanztomographie überwacht und ihre Hormonspiegel im Blut analysiert wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Frauen negative Emotionen intensiver erleben und dass ihre Reaktionen empfindlicher sind, je niedriger ihr Testosteronspiegel ist.
Der Amygdala, das emotionale Zentrum des Gehirns, und der präfrontale Kortex, der für die rationale Kontrolle verantwortlich ist, waren die beiden Hirnregionen, die bei beiden Geschlechtern am aktivsten waren, wenn sie die Bilder betrachteten.
Die Studie ergab, dass je höher der Testosteronspiegel ist, desto stärker die Verbindung zwischen diesen beiden Regionen im Gehirn ist.
Frauen, die im Durchschnitt einen niedrigeren Testosteronspiegel haben, zeigten eine schwächere Verbindung zwischen den emotionalen und Kontrollzentren, was sie anfälliger für negative Emotionen macht. Die könnte erklären, warum Frauen häufiger an Depressionen und Angststörungen leiden als Männer. Die Hormonzusammensetzung variiert jedoch von Person zu Person stark und verändert sich im Laufe der Zeit, einschließlich des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft und der Menopause, was auch die Gehirnstruktur und -funktion beeinflussen kann.
Nochmal zum mitschreiben:
Die Studie erklärt, warum Männer oft rationaler auf negative Emotionen reagieren können als Frauen. Bei uns Frauen ist die Verbindung zwischen den emotionalen und Kontrollzentren im Gehirn schwächer. Was für einen Einfluss hat dann also ein Testosteronmangel auf Männer? Die Antwort ist offensichtlich.
4 Östrogene und Gesichtspräferenzen
Männer und Frauen sind gleich „begabt“ im Erkennen von Objekten wie Werkzeugen, doch Frauen sind oft besser darin, Gesichter zu erkennen und deren Emotionen zu interpretieren als Männer.
Forscher haben herausgefunden, dass das Hormon Östrogen eine entscheidende Rolle bei dieser Fähigkeit spielt. Es scheint, dass das weibliche Gehirn in Bezug auf das Wahrnehmen von Gesichtern und Emotionen empfindlicher auf Schwankungen im Östrogenspiegel reagiert. Frauen mit dem Turner-Syndrom, das die Fähigkeit zur Östrogenproduktion beeinträchtigt, haben Schwierigkeiten bei der Erkennung und emotionalen Interpretation von Gesichtern.
Interessant ist auch, dass Frauen dadurch sehr flexibel, wenn nicht sogar wankelmütig sind, wenn es um die Attraktivität von Männern geht. Bei einem hohen Östrogenspiegel bevorzugen Frauen männlich-kantige und symmetrische Gesichter, während sie zu anderen Zeiten ihres Menstruationszyklus eher weiche Gesichtszüge bevorzugen. In diesen Zeiten ist also Kooperation und Einfühlsamkeit gefragt, Frauen wünschen sich weniger Dominanz und mehr Fürsorge und können schnell unzufrieden mit dem Partner sein. Der ja immer derselbe ist.
Natürlich liegt hier erneut der Gedanke nahe, dass hormonelle Verhütungsmittel uns mehr beeinflussen als gedacht – es ist möglich, dass Frau sich sogar einen Partner sucht, der nicht ihren natürlichen Präferenzen entspricht.
Hormone sind also für unsere Wahrnehmung von Gesichtern und auch für unsere Beziehungen extrem wichtig – eine unausgeglichene Hormonlage leitet uns auf Irrwege.
Ein Tipp an die möglicherweise verzweifelte Männerwelt: Man(n) sollte lernen, die feinen Nuancen zu bieten, die Frauen zu verschiedenen Zeiten des Monats bevorzugen und ein Auge auf den Zyklus der Partnerin haben.
Und für Frauen ist es wichtig zu wissen, dass Verhütungsmittel die Präferenzen beeinflussen können und auch das Schwankungen – mit oder ohne Verhütungsmittel – normal und völlig in Ordnung sind. Wir sollten eben nur darum Bescheid wissen.
5 Hormone und Depressionen
Der Darm ist nicht nur ein Nahrungsmittelverarbeiter, sondern auch ein Hormonproduzent und somit Regulator der Emotionen. Hier wirken mehr als 20 Hormone zusammen und beeinflussen unsere Laune.
Fehlt eines dieser Darmhormone, kann das sogar Depressionen nach sich ziehen. Das wurde von Forschern herausgefunden, die das Verhalten von genetisch veränderten Mäusen beobachtet haben. Wenn Mäuse dieses Hormon nicht haben, zeigen sie ein stark verändertes Verhalten und werden sogar depressiv, ängstlich und stressanfälliger. Aber was noch spannender ist, ist die Tatsache, dass sich die Ausschüttung des Hormons durch die Darmbakterien ankurbeln lässt. Eine gesunde Darmflora könnte also tatsächlich einen Einfluss auf unsere Stimmung und unser Verhalten haben.
Das Hormon welches für uns besonders interessant ist, ist Serotonin. Es ist wichtig für die Regulierung von Stimmung und Emotionen im Gehirn und es wird im Darm produziert. Dort reguliert es Verdauungsprozesse.
Hier mussten auch wieder die armen Mäuse herhalten: Studien haben gezeigt, dass Mäuse, die kein Serotonin im Darm produzieren können, ein verändertes Verhalten zeigen, das mit Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht wird. Das ist ja auch nur logisch, Serotonin ist ja immerhin das Glückshormon Nummer 1.
Umgekehrt gibt es auch eine Verbindung:
Die Zusammensetzung der Darmflora hat einen direkten Einfluss auf die Produktion von Serotonin. Eine gesunde Darmflora mit vielen verschiedenen Bakterienstämmen kann also dazu beitragen, dass mehr Serotonin produziert wird, während eine gestörte Darmflora mit wenigen Bakterienstämmen die Produktion von Serotonin hemmen kann.
Depressionen und andere psychische Erkrankungen können nicht nur im Gehirn, sondern auch im Darm und durch die Wechselwirkungen zwischen Gehirn und Darm entstehen.
Fazit
Wie wir nun in den unterschiedlichsten Situationen und Sachlagen gelesen haben, haben unsere Hormone einen subtilen und dennoch enormen Einfluss auf uns, der uns oft nicht bewusst ist. Doch natürlich ist das nicht willkürlich. Wie es um unsere hormonelle Situation steht, das entscheiden wir selbst. Ob unsere Hormone in Balance sind oder nicht, ist von den unterschiedlichsten Faktoren abhängig – Ernährung, Stressmanagement, Schlafqualität usw.
Darum und insbesondere um Stress und Hormonmangel, soll es dann in unserem nächsten Artikel gehen. Schreibe Deine Gedanken und mögliche Anregungen gerne in die Kommentare!